Bei der Rasenbleiche wird Leinen angefeuchtet und in die Sonne gelegt.
Die Sonnenstrahlen bzw. die nicht sichtbaren UV-Strahlen treffen auf das im Stoff gebundene Wasser (H²O) und spalten dort Sauerstoffatome ab. Dadurch bilden sich freie Radikale, die den Stoff bleichen. Durch das Bleichen werden die farbigen Restsubstanzen, genauso das Lignin zerstört bzw. entfernt. Demzufolge wird der Stoff heller und weicher.
Am ersten Wochenende im Juli 2015 bot sich die Rasenbleiche förmlich an. Wir hatten einen strahlend blauen Himmel und Temperaturen bis 40°C. Wir sammelten alles, was aus Leinen bestand zusammen und legten es, fein säuberlich ausgebreitet, in die Sonne und begossen es mit Leitungswasser.
Leider war der Rasen bereits gemäht und durch den wenigen Regen schon bräunlich. Im Idealfall sollte der Rasen etwas höher sein als frisch gemäht.
Sobald das Leinen getrocknet war, wendeten wir die Stoffe und begossen ihn erneut. Je nach dem wie dünn der Stoff ist und ob er einfach oder doppelt lag, dauerte das Trocknen zwischen 30 Minuten bis hin zu 2 Stunden.
Nachdem das Leinen etwa 20 Stunden, an verschiedenen Tagen, in der Sonne lag und immer wieder gewendet wurde, erkannte man bereits ein deutliches Ergebnis. Die Stoffe waren wesentlich heller geworden und zeigten einen deutlichen Unterschied zu einem ungebleichten Stoffstück (Abb. 3). Die Stoffe sind im Verhältnis zu vorher bereits weicher geworden.
An einigen Faltstellen zeichnete sich ein brauner Streifen ab. Vermutlich handelte es sich hierbei um Faserbestandteile die sich aus dem Leinen gelöst haben. Diese Farbstreifen waren nach der Wäsche in der Waschmaschine verschwunden.
Die Rasenbleiche ist eine simple, aber dafür ausdauernde Arbeit. Um ein rein weißes Leinen zu erhalten, müssten wir noch häufiger bleichen. Allerdings wissen wir nicht, wie stark das Leinen durch das Bleichen in Mitleidenschaft gezogen wird. Unsere größte Sorge ist, dass das verwendete Nähgarn, übertrieben gesagt, spröde wird und reißt.
Mit dem jetzigen Ergebnis sind wir aber schon sehr zufrieden. Das Leinen ist weicher und heller geworden. Und wird sich auf der Haut angenehmer tragen lassen.
Wir vermuten allerdings, dass es sinnvoller ist, den noch nicht verarbeiteten Leinenstoff zu bleichen. Da hierdurch das Bleichen gleichmäßiger wird und vermutlich auch schneller von statten geht. Außerdem wird das Nähgarn, nicht durch den Bleichprozess in Mitleidenschaft gezogen.