Die Cappa ist ein ärmelloses Schlupfgewand, dass von beiden Geschlechtern getragen wurde. Es besteht aus nur einer vernähten Stoffbahn, wobei die Naht je nach verwendeter Stoffbreite, an der Vorderseite, Rückseite oder an beiden Seite zusehen ist. Wir für unseren Teil haben uns entschieden, dass die Naht auf der Rückseite zu liegen kommen soll. Da auf den begutachteten Abbildungen keine Naht auf der Vorderseite zu erkennen war.
Der Rechteckmantel wird in zwei verschiedenen Varianten Verwendung gefunden haben:
Bei der Rekonstruktion unserer Rechteckmäntel beziehen wir uns größtenteils auf Abbildungen des Mainzer Evangeliars.
Der Rechteckmantel hat die Eigenschaft, dass er vorne, an den Armen, kürzer und hinten länger geschnitten ist. Dadurch werden lediglich zwei Maße benötigt um die Stoffbahn in die richtige Länge und Breite zu schneiden.
Damals wie heute orientiert man sich bei der Abnahme der Maße an markanten Punkten. Einer dieser markanten Punkte findet sich am Übergang von der Halswirbelsäule zur Brustwirbelsäule. Streicht man die Halswirbelsäule herunter, findet man einen Wirbel der besonders hervorragt. An diesem markanten Wirbelfortsatz beginnt man die Messung, die über die Schulter bis runter zum Handgelenk führt. Hierbei ist es angebracht eine Nahtzugabe von etwa 4cm einzurechnen - 2cm an jeder Seite.
Bei einer Schulterbreite von 86cm zzgl. Nahtzugabe ergibt sich bei mir eine Stoffbreite von etwa 90cm.
Zum Bemessen der Länge der Stoffbahn sollte die zu vermessende Person stehen. Man legt das Maßband wieder an dem hervorstehenden Wirbelfortsatz an und misst bis zur gewünschten herabhängenden Länge, am Rücken herunter bis etwa in Höhe des halben Unterschenkels.
Bei einer Körpergröße von 195cm haben wir 145cm gemessen. Dabei ist die Cappa etwas länger als Knielang geworden. Mehr hat unser Stoff nicht hergegeben. Nach den Abbildungen des Mainzer Evangeliars sollte die Cappa mindestens Knielang und maximal Knöchellang sein. Zu sehen auf der Illustration 10, Illustration 11 und unten rechts auf der Illustration 19 .
Um nun die Länge der Stoffbahn muss die gemessene Länge einfach verdoppelt werden.
Die Skizze bezieht sich auf zwei Rechteckmäntel. Da sich diese Form des Schnittes nur lohnt, wenn die komplette Breite des Stoffes genutzt wird.
Die Maße werden in die Skizze übertragen. Daraus lässt sich dann relativ genau die Stoffmenge berechnen. In unserem Fall beläuft sich der Stoffverbrauch auf etwa 3m bei einer Lauflänge von 1,6m.
Für den Zuschnitt des Rechteckmantels werden folgende Materialien und Werkzeuge benötigt:
Zudem sollte man sich für den Zuschnitt des Stoffes genügend Zeit einplanen. Wir benötigen etwa eine halbe Stunde für das anzeichnen und zuschneiden.
Der erste Schritt ist das begradigen der Schnittkante. Hierzu wird das erste Lineal bündig an die Webkante angelegt. Das Geodreieck wird mit der einen Kante an die Webkante bzw. das Lineal
angelegt. Das zweite Lineal wird an die andere Kante des Geodreiecks angelegt. Dadurch sollte zwischen dem ersten und dem zweiten Lineal ein rechter Winkel entstanden sein.
(Abb.2)
Die Linie der neuen Schnittkante wird makiert (Abb.3) und ausgeschnitten (Abb.4). Jetzt kann mit dem eigentlich Zuschnitt begonnen werden.
Anschließend wird der Stoff gerade auf dem flachen Boden ausgebreitet und mit dem Lineal begradigt. Danach wird genau nach den Vorgaben der Skizze gearbeitet. Mit Hilfe des Maßbandes und des
Lineals wird der Zuschnitt genau aufgezeichnet und mit einer scharfen Stoff- oder Schneiderschere ausgeschnitten.
Anschließend an den Zuschnitt haben wir unseren Stoff gefärbt:
Die im Zuschnitt erstellten Stoffstücke, werden im folgendem Abschnitt, mittels verschiedener Stiche und Nähte verbunden. Dabei versuchen wir uns möglichst nah an die oben genannten Abbildungen zu halten und haben uns daher dazu entschieden die Cappa "Körperbetont" zu schneidern. Es ist natürlich auch möglich den Rückenschnitt weg zu lassen und nur einen Kragen, in die Faltkante, einzuschneiden. Beide Arten sollten natürlich erstmal an einem Probestück ausprobiert werden.
Wir beginnen zwar bereits mit dem Vernähen des Rechteckmantels, allerdings muss später noch der Kragen herausgeschnitten werden und die Rückennaht an die Wölbung des Rückens angepasst werden. Andernfalls entsteht eine unschöne Fältelung am Rücken.
Als erstes wird die Lange Stoffbahn der Länge nach gefaltet und an einer Längsseite mittels Stecknadeln verbunden. Jetzt müssten zwei Seiten geschlossen und zwei Seite offen sein (Abb. 7)
Jetzt kann man beginnen mit dem Vernähen der Rückseite des unteren 2/3 zu beginnen. Das obere Drittel sollte offenen gelassen werden, da dort sowohl eine leichte Rundung für den Rücken, als auch der Kragen hineingeschnitten wird.
Die Rückseite wird mit einer Schmetterlingsnaht verschlossen, wobei als Verbindungsnaht der Rückstich gewählt wird.
Ist zwei drittel der Naht geschafft, legt man Nadel und Faden beiseite und beginnt mit dem Zuschnitt des Kragens bzw. des Rückens. Wie auch bei der Kotte sollte hierbei viel Zeit investiert
werden. Sitzt der Kragen schlecht oder ist zu groß geworden, kann im nachhinein nichts mehr daran geändert werden.
Zuerst sollte die Rückseite des Rechteckmantels dem Rücken angepasst werden. Hierzu schneidet man in einer leichten kurve nach oben bis hin zur Faltkante. Der Schnitt beginnt am Übergang zum oberen Drittel. Der Abstand zwischen der Faltkante und der Ecke beträgt etwa 5-10 cm.
Der Grund, warum wir uns dazu entschlossen haben die Rückseite der Cappa etwas anzupassen, liegt darin, dass die Ecke des Kragens (Abb. 8: links oben) sehr weit im Nacken abstand. Durch die Korrektur legt sich die Rückseite des Rechteckmantels am Rücken an und es entsteht keine bzw. nur eine sehr geringe Lücke.
Im nächsten Schritt wird der Kragen ausgeschnitten. Wir haben uns für die oben abgebildete Kragenform (Abb.8) entschieden, da sich ohne große Mühe umklappen und vernähen lässt. Hierfür benötigt
man keine weiteren Stoffstreifen oder ähnliches. Zudem bilden sich bei anderen Kragenformen auf den Schultern Taschen, die durch diesen Zuschnitt sehr stark abgemildert werden.
Möchtet ihr eine andere Kragenform für eure Cappa nehmen, solltet ihr diese an einem günstigen Stoffstück
ausprobieren.
Der Kragenschnitt beginnt an der Rückseite des Rechteckmantels und führt gerade nach vorne bis kurz vor Ende des Kragens . Erst jetzt steigt er in einer Kurve nach oben.Um die richtige Größe des Kragens herauszufinden sollte man sich langsam herantasten und bedenken, dass der Kragen später noch umgeklappt wird. Durch das Versäumen wird der Kragen zwar geringfügig größer, allerdings ist er danach nicht mehr Dehnfähig. Der Abstand zwischen der Faltkante und der geraden Linie des Kragenschnittes beträgt etwa 5cm.
Nachdem der Kragen ausgeschnitten wurde kann eine erste Anprobe durchgeführt werden, in dem der Rückenschnitt mit Stecknadeln verschlossen wird. Bei der Anprobe wird darauf geachtet, dass der verschlossene Rückenschnitt, exakt dem Rücken anliegt. Der Kragen sollte so weit ausgeschnitten sein, dass der Kopf ohne Mühe hindurchpasst.
Der Rückenschnitt wird wie das untere 2/3 der Rückennaht mit der Schmetterlingsnaht vernäht. Nachfolgend wird der Kragen doppelt umgeschlagen und versäumt. Draufhin folgt der einfachste, allerdings der mit Abstand aufwendigste, Teil: das Versäumen der Ränder. Der untere Rand des Rechteckmantels (Abb. 7 - rechts) sollte zuerst versäumt werden und erst im Anschluss daran die vordere Naht (Abb. 7 unten). Sind diese beiden Nähte doppelt umgeschlagen und mit dem Überwendlichstich, alternativ mit dem Vorstich, vernäht. Ist die Cappa fertig.