Die zum Nähen benötigten Gegenstände sind:
Diese Utensilien sind leicht zu beschaffen und bis auf Ausnahmen, wie den Stoff, erschwinglich.
Nähgarn sollte gleichmäßig gesponnen und nicht zu dick oder zu dünn sein. Für Woll- und Leinenstoffe der Kotte, des Unterhemds oder der Beinlinge ist ein Nähgarn mit Nm 14 angemessen. Bei einem
Kopftuch, kann auch dünneres Garn verwendet werden.
Nm gibt an wie viel Meter eines Garnes 1g wiegen. Nm 14 heißt folglich, dass 1g Garn 14 Meter Faden ergibt. Nm 7 sagt aus, dass 1g des Garns 7 Meter Faden ergibt. Das bedeutet umso kleiner die Zahl, umso dicker ist der Faden.
NeL bezeichnet die Garnstärke von Leinengarn. Es bezieht sich nicht wie Nm auf 1 Meter sondern auf 0,6 Meter Garn. Die Einheit ist also kleiner als Nm, z.B. sind 10 NeL gleichbedeutent mit Nm 6.
Neben der Fadendicke unterscheidet man einfädiges oder gezwirntes Garn. Nm 28/2 entspricht zwei Fäden mit jeweils einer Garnstärke von Nm 28. Durch das Verzwirnen beider Fäden entsteht ein dickerer Faden, mit einer Garnstärke von Nm 14 bzw. Nm 28/2.
Zu diesem Thema erstellten wir eine Tabelle, die die Einordnung und den Vergleich von Garn erleichtern soll. Dabei haben wir die gängigsten Nomeklaturen wie Nm und NeL aufgelistet: Tabelle - Garnstärken
Wir verwendeten einige Zeit lang das einfädige Leinengarn von Naturtuche.de. Leider müssen wir, aufgrund von mangelnder
Qualität, von diesem Garn abraten. Da es dazu neigt, trotz mehrfachen wachsen, zu reißen. Zudem besitzt es kleine Verdickungen im Garn die ein ordentliches Vernähen mit der Nähnadel fast
unmöglich machen.
Das generelle Problem von einfädigem Garn ist, dass es sehr leicht aufdröselt und spröde wird. Dennoch spricht für die Verwendung von einfädigen Leinengarn, das es damals im Verhältnis zu gezwirnten Garn einfacherer herzustellen ist.
Der Vorteil von gezwirnten Garn liegt darin, dass es sich einfacherer Verarbeiten lässt. Zudem ist es reißfester und strapazierfähiger.
In den Fundkomplexen findet man selten Garn das mehr als zweifach gezwirnt wurde, da der Mehraufwand, für 3- oder 4-fach Zwirn, nicht im Verhältnis zum Nutzen stand.
Ausgeschlossen werden kann weder Wollgarn noch Leinengarn, da beides nachgewiesen ist. Dennoch empfehlen wir Leinengarn zu verwenden, sowohl bei Leinenstoffen als auch bei Wollstoffen. Denn Leinengarn ist wesentlich stabiler als Wollgarn und ist somit für Nähte besser geeignet.
Ein Argument gegen das Vernähen von Wollkleidung mit Leinengarn ist, dass Wolle schneller eingehen soll als Leinen. Daraus soll resultieren, dass die Nähte sich verziehen. Da Wollstoffe vor der
Verarbeitung gewaschen werden muss, sollte das Eingehen des Wollstoffes kein Problem mehr darstellen. Wenn Wolle verschmutzt ist, sodass Lüften nicht mehr ausreicht, muss die Wolle sanft per Hand
oder im Wollwaschgang gewaschen werden. Hierbei dürfte weder die Wolle noch das Leinen eingehen. Dadurch ist ein verziehen der Nähte ausgeschlossen.
Da Leinengarn in seiner Naturfarbe oder in gebleichtem Zustand verarbeitet wird, stehen die Nähte im Kontrast zur farbigen Wollkleidung. Allerdings sind die meisten Nähte, bei der Verwendung von damals üblichen Köperstoffen, von Außen nicht sichtbar. Daher ist passendes, farbiges Wollgarn nicht notwendig.
In "Kleidung im Mittelalter: Materialien - Konstruktion - Nähtechnik. Ein Handbuch von Katrin Kania" findet sich ein Beleg zur Verwendung von Leinengarn:
Denn es wurden bei Archäologischen Funden entweder Wollfragmente oder Leinenfragmente gefunden. Aber niemals Wolle und Leinen zugleich. Das ist auf die Beschaffenheit des Bodens zurückzuführen. Leinen kann nur in basischen Boden existieren und Wolle nur in saurem Boden. Da in Wollfragmenten, an Nahtstellen, kein Garn gefunden wurde, geht man davon aus, dass sich das Leinengarn zersetzt hat. Das bedeutet es wurde damals vorwiegend Leinengarn verwendet, sowohl bei Woll-, als auch bei Leinenkleidung.
Unsere Empfehlung ist die Verwendung von Leinengarn in der Garnstärke von Nel 28/2 (Nm 18,2/2) . Da das Leinengarn sehr stabil ist und sich zusätzlich durch die Zwirnung leichter verarbeiten lässt. Außerdem ist das Leinengarn dick genug um unter historischen Gesichtpunkten zu bestehen.
Wir beziehe unser Leinengarn vom Garnkontor.eu. Dort gibt es eine große Auswahl, zu vernünftigen
Preisen.
Bei dem Bezug von anderen Herstellern sollte darauf geachtet werden, dass das Garn aus Langflachs hergestellt wurde und nicht aus dem kürzeren und meist gröberen Hechelwerg.
Das Bienenwachs dient dazu den leicht ausfasernden Faden zu glätten und mehr Stabilität zu verleihen. Hierzu zieht man das Nähgarn über die Wachskugel und erreicht somit, dass die einzelnen Fasern sich verkleben. Der Faden lässt sich dadurch leichter verarbeiten.
Eine Wachskugel eignet sich besser, als kantige Formen, da sich die Kugel regelmäßig abnutzt und der Faden besser darübergleitet.
Damit das Wachs nicht nur oberflächlich am Faden hängen bleibt, empfehlen wir den Faden nach dem Wachsen zwischen Daumen und Zeigefinger festzuhalten und schnell durchzuziehen. Dadurch wird der Faden zusätzlich geglättet und das Wachs gelangt tiefer in den Faden hinein.
Reines Bienenwachs erkennt man am lieblichen Honiggeruch. Enthält das Wachs Paraffin, riecht es nach künstlichem Kerzengeruch, der an Teelichter erinnert.
Die Nähnadel die zum Vernähen von Leinen- und Wollstoffen genommen wird, sollte nicht zu kurz und zu dünn, genausowenig zu lang und zu dick sein.
Das Nadelöhr muss groß genug sein, um den Faden durchziehen zu können, ohne das der Faden Schaden nimmt, allerdings klein genug, dass das Nadelöhr nicht im Stoff hängen bleibt.
Die Nadel muss den Stoff vordehnen, damit der Faden genügend Platz hat um durchzugleiten. Ist die Nadel zu dünn, hat man Schwierigkeiten den Faden durchzuziehen. Ist die Nadel zu dick, ist das Durchziehen der Nadel erschwert.
Wir für unseren Teil können die Nähnadel von Prym Nr.9 - mittellang bzw. lang empfehlen. Natürlich können auch Nadeln aus Messing bzw. Bronze verwendet werden. Hierbei muss aber darauf geachtet werden, dass diese nicht zu weich sind, da sie sich sonst beim nähen verbiegen.
Für die Gewandungen, einer Darstellung im bürgerlichem Stand, wird einerseits Wolle, andererseits Leinen benötigt. Sowohl der Leinenstoff, als auch der Wollstoff, sollte ein Gewicht von 350g/lfm haben. Dieser Wollstoff ist für keine kalten Jahreszeiten ausgelegt. Für den Winter sind dickere Stoffe mit einem Gewicht von 500g bis 750g/lfm ratsam. Die Stoffe sollte Pflanzengefärbt sein.
Da im Mittelalter die Stoffe keiner Norm unterlagen, variierten die Stoffbreiten beachtlich. Es sind Stoffbreiten von ca. 50 bis 300cm/lfm belegt.