Die Gugel oder Kapuze ist im 13. Jahrhundert ein Kleidungsstück des Bauern, des Jägers oder des Reisenden gewesen und wurde hauptsächlich von Männern getragen. Das schließt allerdings nicht aus, dass Frauen keine Gugel getragen haben oder tragen durften. In der Maciejowski-Bibel, Folio 17v erkennen wir im oberen Abschnitt eine Frau in einem färberwaidblauen Kleid die eine Gugel trägt.
Die Gugel des 13. Jahrhunderts ist ein Schlupfgewand und wird daher über den Kopf gezogen. Für die Frau wird dieser Umstand ein Problem gewesen sein, da hierbei das Kopftuch sehr leicht verrutschen kann. Aber mit etwas Übung und der richtigen Technik ist selbst das möglich.
Die Gugel wurde oft in Kombination mit der Cappa getragen und hat dementsprechend ähnliche bzw. gleiche Funktionen, dem Schutz vor Wetter- und Kälteeinflüssen. Um für diese Aufgabe gewappnet zu sein, muss die Gugel aus einem dicken und dichten Wollstoff bestehen. Wir verwenden hierfür einen Wollstoff der 700g/lfm wiegt. Für den Frühling, Sommer und Herbst ist die Dicke des Stoffes ausreichend. Für den Winter sollte die Gugel aus zwei Wollschichten bestehen, eine äußere Wolllage die mit einer Inneren gefüttert wird. Zwischen den beiden Lagen wird Luft eingeschlossen, diese hält die Wärme wesentlich effektiver als nur eine Wollschicht.
Zur Rekonstruktion der Gugel bezogen wir uns auf Abbildungen der Maciejowski-Bibel:
Das Schnittmuster der Gugel ist ein Rechteck, dass der Breite nach Mittig gefaltet und an einer Seite vernäht wird. Dementsprechend benötigen wir für die Gugel ein Breiten- und ein Längenmaß.
Wir verwenden für unsere Gugel die Stoffreste des Rechteckmantels. Dadurch sind wir auf bestimmte Längen und Breitenmaße limitiert.
Die Stoffbahnbreite bestimmt wie weit, die Gugel vom Kopf nach unten herabhängt. Dieses Maß wird vom Scheitel abwärts, am Ohr vorbei, bis zum Schlüsselbein gemessen. Dabei sollte das Maßband relativ nah am Kopf entlang geführt werden. Hinzu kommen noch etwa 4cm Nahtzugabe (2cm an jeder Seite).
Da wir die Stoffreste des Rechteckmantels verwenden, belassen wir die Stoffbahnbreite bei der des Rechteckmantels, also bei 90cm.
Das Längenmaß errechnet sich aus dem halben Kopfumfang (Kopfumfang/2), dass auf Höhe der Augenbrauen um die weiteste Stelle des Kopfes gemessen wird. An dieser Stelle sollte man lieber etwas weiter als zu eng Messen, sonst bekommt man die Gugel womöglich nicht mehr über den Kopf. Hinzu kommt noch eine Nahtzugabe von etwa 3-4cm (2cm an der Vorderseite; 1cm auf der Rückseite). Falls ein Kopftuch unter der Gugel getragen werden soll, muss dieser Umstand beim Kopfumfang mit einberechnet werden. Wurde wie beschrieben gemessen, bekommt man die Gugel Passgenau über den Kopf.
Die Maße werden in die Skizze, wie in Abb. 1 zu sehen, eingetragen. Daraufhin können die Linien sorgfältig auf den Stoff übertragen werden. Danach kann mit dem Zuschnitt begonnen werden. Allerdings sollte man sich vorher vergewissern, ob auch wirklich alle Maße stimmen, ob der Stoff gerade liegt und ob die Linien nicht schräg zum Fadenverlauf angezeichnet wurden. Stimmt alles kann das Stoffstück mit einer Stoffschere zugeschnitten werden.
Zu hastiges und zu ungenaues arbeiten, recht sich immer, spätestens bei der Anprobe!
Zuerst wird, dass Stoffstück, wie in der Abb. 1 an der gestrichelten Linie gefaltet. Das Stoffstück wird auf Links zusammengenäht und später auf Rechts gewendet. Ist durch eine Pflanzenfärbung eine Seite schöner, als die andere, muss die Schönere im Inneren des gefalteten Stoffes liegen.
Die erste Naht erfolgt auf der Rückseite der Gugel. Dabei wird mittels Rückstich, etwa 1cm von der Schnittkante, der Stoff verbunden. Die unteren 8-10cm der Rückseite werden nicht vernäht, ansonsten würde die Gugel am unteren Hals zu eng anliegen. Anschließend wird das überstehende Material mit einer Schmetterlingsnaht befestigt. Hierzu wird das Stoffteil, wie in Abb. 3 zu sehen, aufgeklappt. Die Schnittkante wird auf die entsprechende Seite umgeklappt um sie mit Stecknadeln festzuheften. Es empfiehlt sich mit der einer Hand in die Gugel hineinzugreifen um die Nadel in die richtige Richtung zu lenken. Seid dabei vorsichtig und stecht euch nicht selbst. Am obersten Ende der der Rückseite muss ein 1cm langer Schnitt in Richtung des Rückstichs erfolgen, damit sich der Stoff besser umschlagen lässt.
Sobald beide Seiten mit Stecknadeln festgenadelt wurden kann mit der Schmetterlingsnaht begonnen werden. (Siehe hierzu: Nähte)
Wurde die Schmetterlingsnaht erfolgreich beendet, wird nun das untere Ende bzw. das Einschlupfloch versäubert. Hierzu werden die Schnittkanten/Webkanten zwei mal Eingeschlagen und mit dem
modifizierten Überwendlichstich festgenäht. Im Anschluss daran beginnen wir an der Vorderseite der Gugel.
Am unteren Teil der Vorderseite muss ein kleines, etwa 2cm langes, Stück mit dem Rückstich vernäht werden. Diese Naht muss besonders kleinstichig genäht werden, da hier größer Kräfte, beim An und Ausziehen der Gugel wirken. Auf der Abb. 2, auf der Vorderseite, kann man ein kleinen roten Strich erkennen, dieser markiert in etwa die Höhe der Naht. Das untere Ende der Naht sollte mit dem auf der Hinterseite identisch sein. Der Rückstich wird, wie auf Abb. 5 zu sehen, im inneren des Saums liegen. Dadurch muss der Rückstich etwa 2cm von der Schnittkante entfernt angebracht werden. Um die Entfernung von der Schnittkante genau abzuschätzen muss die Schnittkante einmal eingeschlagen werden. An der Stelle an dem die Schnittkante den Stoff berührt muss der Rückstich erfolgen.
Ist der Rückstich auf der Vorderseite abgeschlossen muss die Schnittkante der Vorderseite zwei mal eingeschlagen und versäumt werden. Siehe Abb. 5. Die Reihenfolge in der die Kanten versäumt werden hat zu folge, dass die "Nahtschnecke" (Abb.6) nach unten zeigt und nicht nach Vorne.
Ist diese Naht abgeschlossen müsst ihr die Gugel nur noch wenden und ihr habt eine fertige Gugel (Abb. 7, 8).