An einem sonnigen Wochenende im Januar, entschieden wir uns zwei, schon lange geplante, Färbungen durchzuführen:
Da wir schon ahnten, dass zwei Färbungen an einem Tag, sehr Zeitaufwendig sind, begannen wir am Sonntag morgen um 9.00 Uhr mit dem anheizen des Ofens.
Da trotz des sonnigen Tages die Temperaturen nahe 0°C lagen, konnten wir nicht, wie üblich, den Wasserschlauch nehmen, sondern mussten den Kessel per Hand, mit Eimern befüllen. Dieser Umstand hatte allerdings auch seine Vorzüge - gefroren hatte man nach dem zehnten Eimer nicht mehr.
Das Ziel dieser Färbungen, waren zwei pflanzengefärbte Mantelstoffe, die sowohl für zwei Cappas als auch für zwei Gugeln reichen sollten. Wenige Tage zuvor Schnitten wir den 3m langen und 1,6m
breiten Wollstoff, der Länge nach in zwei Teile. Die Reste, die sich durch den Zuschnitt ergeben haben, werden für die Gugeln verwendet. Zusätzlich zu dem dicken Wollstoff legten wir, bei
der Krappfärbung, zwei bündel Dochtwolle hinzu.
Damit die gesamte Wolle gut durchnässt war, legten wir die Wolle über Nacht in die Badewanne. Genauso verfuhren wir mit den Färbegütern. Diese wurden entsprechend der Wolle abgewogen und in einen Eimer mit Wasser gefüllt. Sowohl für die Krapp-, als auch für die Wallnussschalenfärbung, entschieden wir uns für ein Verhältnis von 1:1.
Für das Beizen verwendeten wir 20g Alaun auf 100g Wolle - bei 3000g Wolle entspricht das etwa 600g Alaun.
Da Walnussschalen eine eigene Gerbsäure enthalten, müsste der Stoff für die Walnussschalenfärbung nicht gebeizt werden. Allerdings erhofften wir uns durch das vorherige Beizen mit Alaun, das der Stoff ein intensiveres Braun annimmt. Da die Wolle für die Krappfärbung aufjedenfall gebeizt werden muss, ergab sich dadurch auch kein größerer Mehraufwand.
Das im vorhinein gelöste Alaun wurde in das Wasserbad gegeben. Anschließend holten wir die triefend nasse Wolle aus der Badewanne und legten es nach und nach in das Beizbad.
Der Kessel wurde durch das Holzfeuer erhitzt, bis eine Temperatur von etwa 90°C erreicht war. Ab diesem Zeitpunkt liesen wir die Wolle noch eine weitere Stunde im Beizbad. Während der gesamten Dauer wendeten wir den Stoff alle 15 Minuten und verbrachten die restliche Zeit im Warmen.
Nachdem das Beizen abgeschlossen war entnahmen wir die Wolle und hangen sie an eine Leine zum auskühlen. Die Wolle für die Wallnussschalenfärbung wurde gleich im Anschluss im Wollwaschgang gewachsen. Die Wolle für die Krappfärbung lagerten wir feucht in einem Eimer mit Wasser.
Der Beizkessel wurde entleert und mit neuem frischem Wasser gefüllt. Bis zu diesem Zeitpunkt sind bereits 3 Stunden vergangen.
In das frisch aufgefüllte Wasserbad legten wir einen Baumwollbeutel, der mit unseren eingeweichten Wallnussschalen befüllt wurde. Das Wasserbad wurde erneut erhitzt, bis eine Temperatur von 90°C erreicht war. Diese Temperatur wurde über eine Stunde aufrecht gehalten, woraufhin der Beutel entnommen wurde.
Nachdem der Färbesud ausgekocht war legten wir den Wollstoff hinein. Da die Temperatur bereits bei 90°C lag, mussten wir nur eine Stunde lang den Stoff in Bewegung halten. Jede 15 Minuten entnahmen wir den Stoff und legten ihn in neue Falten. Da das kleine Stoffstück, dass später für eine Gugel gedacht war, in den ersten 15 Minuten bereits sehr in Falten lag, hatte es zu diesem Zeitpunkt bereits Flecken entwickelt. Daher Empfehlen wir, vorallem bei kleineren Stoffstücken, die Wolle alle 5-10 Minuten in neue Falten zulegen - besonders in der Anfangszeit. Als die Stunde vorüber war entnahmen wir den gefärbten Wollstoff und hängten ihn zum Auskühlen an die Leinen.
Während wir den braunen Wollstoff gefärbt hatten, legten wir den anderen, für die Krappfärbung vorgesehenen, Wollstoff in die Waschmaschine. Kurz nachdem dieser die
Waschmaschine verlassen hatte. Legten wir bereits den braunen Wollstoff in die Wäschetrommel, um die Überschüssige Färbeflotte auszuspülen. Nach unserer Erfahrung reichen hierfür zwei Waschvorgänge, wobei dem letzteren ein guter Schluck Essig hinzugefügt wird. Der Essig dient hierbei als
Weichmacher.
Da uns die Krappfärbung noch völlig unbekannt war und wir hohen Respekt davor hatten, färbten wir einen Tag zuvor in Kleinem:
Unsere größte Angst war, dass die Färbung einen braunen, orangefarbenen oder gar pinken Farbton ergeben könnte. Man wird im Internet davor gewarnt Temperaturen über 80°C zu erreichen, da hier die Farbe in Braun umschlagen soll. Aus diesem Grund erforschten wir den Einfluss, verschiedener Temperaturen auf die Krappfärbung.
Versuchsergebnis: Die Intensivste Farbe bekamen wir bei einer Temperatur von etwa 90°C, allerdings könnte es auch an der längeren Färbedauer gelegen haben. Wir liesen den Stoff bis knapp unter den Siedepunkt erhitzen - etwa 96 - 98°C, dabei konnten wir keinerlei Umschwünge in einen braunen Farbton feststellen.
Bereits jetzt waren wir über 9 Stunden am Färben, dementsprechend war es bereits 18.00 Uhr. Da wir uns allerdings fest vorgenommen hatten, die
Krappfärbung durchzuziehen, füllten wir umso schneller, neues Wasser, in den Kessel und legten den mit Krappwurzeln gefüllten Beutel in den Sud. Dabei geschah uns ein kleines Missgeschick bei dem kleine Wurzelstücke aus dem Beutel entwichen und in das Wasser fielen. Da wir die Erfahrung gemacht haben, das diese Stücke gerne Flecken verursachen, sammelten wir jedes einzelne Stück aus dem Kessel heraus.
Wir erhitzten den Kessel erneut und "kochten" die Krappwurzeln bei einer Temperatur von ca. 80°C aus. Entnahmen den Färbebeutel und fügten den Stoff hinzu. Wir standen in kompletter Dunkelheit und behalfen uns mit einer Taschenlampe, damit wir nicht komplett Blind arbeiten mussten. Da wir aus den Fehlern der Wallnussschalenfärbung gelernt hatten, entnahmen bzw. wendeten wir den Stoff häufiger.
Wir färbten zum ersten Mal zwei Wollstränge mit, die wir dem Krappsud zugegeben haben. Wir wollten allerdings verhindern, dass die Wollstränge am Stoff kleben bleiben und Flecken hinterlassen könnten. Dadurch entnahmen wir die Stränge sehr oft und legten sie am Rand des Kessels wieder hinein. Leider verfilzten die Wollstränge durch diesen Prozess. Wir sind daher zu dem Entschluss gekommen, dass Wollstränge durch ein anderes Färbeverfahren gefärbt werden muss.
Nachdem die Krappfärbung abgeschlossen war und die Uhr bereits 21 Uhr anzeigte, entnahmen wir den Stoff aus dem Sud hängten in an die Leine und liesen ihn Auskühlen. Im Anschluss daran legten wir den Wollstoff in die Waschmaschine. Die Wollstränge wuschen wir per Hand aus.
Abschließend bleibt noch zu sagen, dass die Färbung von zwei verschiedenen Farben an einem Tag sehr anstrengend ist. Allerdings ist es nicht unmöglich und es macht Stolz, diese Prozedur, im Winter durchgehalten zu haben.
Zu dem, ist das Färbeergebnis sehr gut geworden. Wenn auch der kleine braune Stoff etwas Fleckig geworden ist. Die Flecken sind aber größtenteils einseitig und können dadurch auf die Innenseite gelegt werden.