Es gibt unzählige Bücher und Anleitungen zum Thema Seifen sieden. Allerdings beziehen sich diese Anleitungen zum größten Teil auf moderne Seifen die Ätznatron (NaOH, kaustische(s) Soda) enthalten. Da Natronlauge im Mittelalter noch nicht bekannt war, können wir diese Anleitungen nicht verwenden. Anstelle der Natronlauge fand damals Pottasche (Kaliumkarbonat, K²CO³) Verwendung.
Pottasche wird vorwiegend aus der Asche von Hartholz gewonnen, da dieses Holz einen höheren Anteil an Kaliumkarbonat aufweist. Um die Lauge herauszulösen, wird kochendes Wasser über die Holzasche gegeben, wobei sich die Lauge aus der Asche löst. Die meisten Rußbestandteile verbleiben in einem Filter aus Sand und Kies. Um das reine Kaliumkarbonat zu gewinnen wird die Lauge eingedampft. Hierbei wird das gelöste Kaliumkarbonat in große Siedepfannen gegeben und erhitzt. Dabei verdunstet das Wasser und das verunreinigte Kaliumkarbonat bleibt zurück. Um die reinste Form des Kaliumkarbonats zu erhalten wird das Pulver so erhitzt, dass die letzten Fremdpartikel verbrennen.
Nach langer Recherche fanden wir auf der Seite vom Freilichtmuseum-Elsarn eine Anleitung zum Seifen sieden: Seifenherstellung.doc[1]
Auf 100g Rindertalg kommen:
Den Rindertalg haben wir bei einem Metzger in unserer Nähe gekauft. Um die Weihnachtszeit sollte jeder Metzger Talg im Angebot haben, da der Talg für Christstollen benötigt wird. Wir haben bereits Monate im voraus Rindertalg eingekauft und eingefroren, da es dadurch mehrere Monate für solche Zwecke haltbar bleibt.
Die Pottasche und das Natriumkarbonat bestellten wir preiswert im Internet. Falls die Materialien in der Apotheke eingekauft werden sollen, sollte den
Apothekern/innen die genaue Summenformel vorgelegt werden, da ansonsten die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, das falsche Produkt zu erhalten.
Im Internet ist sowohl wasserhältiges Natriumkarbonat, als auch nicht wasserhältiges Natriumkarbonat erhältlich. Dem nicht wasserhältigen Natriumkarbonat muss Wasser
hinzugefügt werden. Dementsprechend sollte man direkt wasserhältiges Natriumkarbont kaufen. Da wir in einem Drogeriemarkt das Natriumkarbonat in Form von Waschsoda gekauft haben, mussten wir das
Natriumkarbonat erst in Wasser lösen.
Um 10g wasserhältiges Natriumkarbonat herzustellen muss man 3,7g Na²CO³ und 6,3g H²O, also destilliertes Wasser oder Regenwasser, mischen.
Den Talg legten wir in einen Topf. Dieser sollte das 5-Fache der geplanten Seifenmenge aufnehmen können, da beim Verseifungsprozess viel Schaum entsteht, der bewirken könnte das der Topf überläuft. Da wir mit einem Liter Seife rechneten, nahmen wir einen Topf mit einem Fassungsvermögen von 5 Litern. Durch das nachfolgende Erhitzen verflüssigte sich der Rindertalg.
Das Natriumkarbonat und das Kaliumkarbonat wurden in das noch kalte Wasser eingerührt und erhitzt. Man muss darauf achten, dass man das Kaliumkarbonat langsam in das Wasser gibt und nicht umgekehrt, da es sonst zu Verpuffungen und Herumspritzen der Lauge kommen kann.
Sobald wir die Karbonatlösung erhitzt hatten und die Kristalle sich vollständig aufgelöst hatten, rührten wir die Lösung in den flüssigen Talg, dabei erkannte man, dass der Talg eine milchige Farbe annahm.
Ab diesen Zeitpunkt mussten wir dauerhaft rühren, da ohne den mechanischen Einfluss der Verseifungsprozess nicht stattfinden kann. Wir wechselten uns alle 10 Minuten
ab, denn auf Dauer ist ständiges Rühren sehr ermüdend. Da wir nichts anderes als ein Holzbrettchen zur Hand hatten, rührten wir damit. Man sollte sich im Vorhinein einen günstigen Rührlöffel
kaufen, den man nach dem Seifen sieden, ohne schlechtes Gewissen, entsorgen kann. Natürlich ist es auch möglich einen Stabmixer zu verwenden. Dieser sollte aber im Nachhinein für nichts anderes
mehr verwendet werden.
Nach 30 Minuten kochen und rühren hat der Verseifungsprozess begonnen. Zumindestens interpretierten wir so die vermehrte Schaumbildung. Zu diesem Zeitpunkt bemerkten wir eine größere Wärme, die aus dem Topf kam, obwohl wir an der Temperaturregelung nichts geändert hatten. Während des Verseifungsprozesses entsteht Energie in Form von Wärme, deshalb sollte jetzt die Temperaturzufuhr heruntergeregelt werden.
Der Verseifungsprozess dauerte etwa 20 Minuten. Während dieser Zeit stieg der Schaum hoch und sank daraufhin wieder. Als der Schaum auf sein Ursprungsniveau gesunken war und man mit dem Rührlöffel/-brettchen deutliche Spuren in der Seifenmasse hinterlassen konnte, beendeten wir das kochen, da der Verseifungsprozess abgeschlossen sein sollte.
Im Anschluss daran mischten wir eine Seife mit Lavendel und die restlichen Seifen mit Minze. Dazu zerkleinerten wir die Minze und den Lavendel und rührten die Kräuter unter.
Anschließend liesen wir die flüssige Seife abkühlen und füllten die Masse in Auflaufformen die mit Backpapier ausgelegt waren. Während die Seife aushärtete trat eine ölige Flüssigkeit aus der Seife, die aber nach kurzer Zeit wieder zurück ging. Nachdem die Seife eine Stunde abgekühlt hatte, war die Seife hart genug, um sie zu Kugeln zu formen. Zum kompletten Aushärten legten wir die Seifenkugeln auf ein Backpapier im Heizungskeller.
Wir sind uns unschlüssig ob man bei dem Ergebnis von Seife sprechen kann, da die Seife sich eher wie ein Talgklumpen anfühlt. Sie ist sehr fettig und riecht auch noch sehr nach Talg. Der Lavendel
schafft es im Gegensatz zur Minze den Geruch zu überdecken.
Bei einer Talgmenge von 600g haben wir 6 Seifen herstellen können. Also rund 100g Rindertalg pro Seife.
Während des 3-Monatigen Reifungsprozesses bekamen die Seifenkugeln einen seltsamen Belag. Wir vermuteten, dass es Schimmel sein könnte. Allerdings konnten wir uns nicht erklären woher dieser kommen sollte.
Daraufhin spielten wir mit dem Gedanken die Seife in den Müll zu werfen. Wir entschieden uns aber dagegen und versuchten den Belag zu entfernen. Hierfür haben wir die Seife unter lauwarmen Wasser abgewaschen. Dabei stellte sich heraus, dass sich etwas Seifenähnliches unter dem Belag versteckte.
Wir stellten die Seifenkugeln gleich auf die Probe und haben unsere Hände mit den Kugeln gewaschen. Die Hände rochen im Anschluss nach Talg und fühlten sich fettig an. Im Anschluss daran verglichen wir die Talgseife mit einer herkömmlichen Kernseife. Dabei versuchten wir, mit beiden Seifen, eine Emulsion aus Wasser und Öl herzustellen. Bei der Kernseife bildeten sich kleine Öltropfen. Bei der Talgseife hingegen veränderte sich nichts und bildete daher auch keine Emulsion.
Letztendlich können wir sagen, dass die Seife zum waschen ungeeignet ist. Allerdings werden wir nicht aufgeben und in nächster Zeit einen neuen Versuch, mit einer anderen Rezeptur, starten.