Der Kaseinleim nutzt das Kasein der Milch. Das Kasein in der Milch ist für Kälber die wichtigste Protein-, Calcium- und Phosphatquelle. Zusätzlich dient das Kasein dazu, dass die Milch im Magen des Kalbes Klumpen bildet und leichter verdaut werden kann.
Durch eine chemische Aufschlüsselung kann das Kasein als Leim verwendet werden. Dieser Leim hat, nach seiner Verhältnismäßig langen Trocknungsdauer, eine hohe Klebekraft und ist nicht wasserlöslich.
Der Anteil des, in der Milch enthaltenen, Kaseins beträgt etwa 3%. Dieses Verhältnis ist allerdings viel zu gering, um daraus einen anständigen Leim herzustellen. Daher muss die Milch bzw. das Kasein konzentriert werden. Dafür sind uns zwei Möglichkeiten bekannt:
Da bei der Herstellung, von handelsüblichen Magerquark, geringe Mengen Lab verwendet wird, sollte man den Quark selber herstellen, da Lab die Klebekraft herabsetzt. Der gekaufte Quark kann zwar auch zur Herstellung von Kaseinleim genutzt werden, allerdings ist er nicht so Klebestark wie selbstgemachter Quark.
Damit der Kaseinleim seine Klebekraft entfalten kann, muss das Kasein chemisch aufgeschlossen werden. Für diesen Zweck nehmen wir Sumpfkalk. Hierbei handelt es sich um gebrannten Kalk, der nach dem Brennen durch Einsumpfen gelöscht wird.
5 Teile Magerquark/ 1 Teil Sumpfkalk
Damit der Kaseinleim nicht, durch die noch vorhandene Molke, zu dünnflüssig wird, legt man den Quark in ein Handtuch und presst die Flüssigkeit heraus. Wenn der Magerquark anfängt zu bröseln, kann der trockene Quark in ein Rührgefäß gegeben werden - z.B. ein Einmachglas. Anschließend wird der Sumpfkalk, im Verhältnis 5 Teile Magerquark/ 1 Teil Sumpfkalk, in das Rührgefäß gegeben. Anschließend muss der Leim etwa 3 bis 5 Minuten gerührt werden.
5 Teile Kasein/ 1 Teil Sumpfkalk
Um das Kaseinpulver nutzen zu können muss es im voraus in Wasser quellen. Dafür wird pro 1g Kaseinpulver, 3,125ml Wasser hinzugegeben. Das Pulver ist sehr ergiebig, dadurch werden für größere Flächen nur sehr geringe Mengen benötigt. Das reine Kasein und das Wasser werden zusammen in ein Becher gegeben und umgerührt. Im besten Fall, wird das Kasein über Nacht stehen gelassen und erst am nächsten Tag verwendet. Es sollten aber mindestens 6 Stunden zwischen dem Anrühren mit Wasser und der Verarbeitung liegen. Das Kasein muss zur Weiterverarbeitung mittels Sumpfkalk aufgeschlüsselt werden.
Nach dem Anrühren des Kalkkaseingemisches, erhält man eine zähe, dickflüssige Masse, die einen seltsamen Geruch verströmt. Um den Leim gut verstreichen zu können, kann man die Borsten eines Rundpinsel auf knapp 1-2cm runterkürzen. Dadurch lässt sich die zähe Masse besser verstreichen.
Beim Verarbeiten des Klebers sollte man sich beeilen, da der Leim nach einer viertel Stunde anfängt auszuhärten. Vorallem bei warmen Temperaturen wird die Trocknung
erheblich beschleunigt. Zudem sollten die Holzteile, vor dem Verleimen, mit einem nassen Tuch angefeuchtet werden.
Der Leim wird dünn auf das zu verklebende Objekt aufgetragen und zusammengepresst. Die Presszeit beträgt etwa 2-3 Stunden. Das Werkstück kann nach ca. 6 Stunden
weiterverarbeitet werden. Völlig ausgehärtet ist er nach 5-7 Tagen. Die zu verklebenden Objekte müssen völlig plan aneinanderliegen, ansonsten hält der Kleber nicht. Die verklebten Holzteile
sollte frühestens nach ein bis zwei Woche geölt werden, da das Öl unter die Klebestellen wandert und den Leim löst.